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Digitale Teilhabe für alle

Ob einkaufen gehen, etwas recherchieren oder miteinander kommunizieren: Heutzutage lassen sich viele Tätigkeiten und Prozesse online erledigen. Fast jede in Deutschland lebende Person nutzt ein Smartphone oder besitzt ein anderes internetfähiges Gerät, mit dem man die eigene Meinung teilen kann oder andere Aktivitäten unternimmt. Mit diesen Geräten kann man so am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Man spricht hier auch von der sogenannten digitalen Teilhabe.

Doch laut diversen Studien gibt es immer noch viele digitalferne Menschen, die keine digitalen Endgeräte nutzen. Somit sind die digitale Teilhabe und damit auch die soziale Teilhabe gering. Was genau unter der digitalen Teilhabe zu verstehen ist, welche Herausforderungen sich in diesem Komplex zeigen und wie Lösungen für dieses Phänomen aussehen können, klären wir hier kompakt und übersichtlich. Schauen wir aber zuerst auf den Begriff digitale Teilhabe und auf mögliche Definitionen.

Was bedeutet digitale Teilhabe?

In Zeiten der Digitalisierung gewinnt der Ausdruck „Digitale Teilhabe“ immer mehr an Bedeutung. Heutzutage werden viele Arbeitsprozesse, aber auch Kauf- und Unterhaltungsangebote digitalisiert. Wo früher Kunden per Brief angeschrieben und Hausarbeiten auf Papier abgegeben wurden, dominieren jetzt das Internet, Online-Formulare und E-Mails. Rechnungen werden über Apps bereitgestellt und Verträge online abgeschlossen. Ohne E-Mail-Adresse ist der Zugang zu vielen Informationen nicht mehr möglich. Um also weiterhin Zugang zu gesellschaftlichen Belangen zu bekommen, ist es im Zeitalter der Digitalisierung notwendig, Online-Anwendungen zu nutzen, um digital teilzuhaben.

Digitale Teilhabe heißt also allgemein, dass jedem der Zugang zu digitalen Entwicklungen zugänglich gemacht wird, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Denn ohne diesen Zugang können viele Menschen nicht an gesellschaftlichen Diskussionen teilnehmen, Angebote von Unternehmen und Organisationen nicht nutzen, werden nicht gehört und ausgeschlossen. Somit geht die digitale Teilhabe mit der sozialen Teilhabe einher. Die Gründe, warum Personen nicht digital teilhaben können, reichen von mangelnden Kompetenzen über fehlende Endgeräte bis hin zu körperlichen oder psychischen Einschränkungen.

Finger tippt auf ein Tablet mit verschwommenden Lichtern im Hintergrund

Digitale Teilhabe im Alltag

Ein Tag ohne das Smartphone, den Laptop oder andere digitale Geräte ist für einige unvorstellbar. Nicht nur die Zahl der Internetnutzenden hat sich erhöht, sondern auch die Zahl der digitalen Endgeräte. Die Geräte begleiten uns durch den Alltag und werden beispielsweise zum Kommunizieren mit Freunden oder zum Onlineshoppen gebraucht. Sie helfen uns an der Gesellschaft teilzunehmen und entlasten uns ungemein. Besonders wichtig ist dabei die Enträumlichung. Das heißt, dass wir mithilfe unserer Endgeräte überall und zu jeder Zeit erreichbar sind und unsere Meinung kundtun oder diverse Dinge koordinieren können. Auch Menschen mit Behinderungen können dank Assistenzsystemen heutzutage ihren Alltag selbstständig und selbstbestimmt organisieren und sich in ihrem Umfeld mitteilen. 

Älteres Ehepaar hat Videocall mit Enkeln

Digitale Teilhabe und Barrierefreiheit

Besonders Menschen mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen haben es schwer, digital an der Gesellschaft teilzuhaben. Viele Anwendungen sind nur für Menschen ohne Beeinträchtigungen konzipiert, weshalb Menschen mit Behinderungen schnell ausgeschlossen werden und mehr Zeit investieren müssen, sich mit den digitalen Anwendungen auseinanderzusetzen. 

Aus diesem Grund gibt es heutzutage vermehrt auf Websites von Unternehmen die Möglichkeit, einen barrierefreien Modus einzustellen oder die Website in leichter Sprache zu lesen. So können Menschen mit Behinderung den Inhalt der Seiten leichter entschlüsseln. Für hörbeeinträchtigte Menschen werden an einigen Stellen Videos in Gebärdensprache eingesetzt, um die Inhalte bereitzustellen. Sprachsteuerungssysteme hingegen können Inhalte vorlesen und bieten sie Bürgern mit Sehbehinderung an. Durch diese Hilfsmittel greifen Menschen mit Behinderungen barrierefrei auf die Inhalte zu, sind autonom in ihrem Alltag und benötigen weniger Hilfe von außen. 

Digitale Teilhabe im sozialen Bereich

Nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen fällt es schwer, in der digitalen Welt teilzuhaben. Auch Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund fehlen oft das nötige Geld und die entsprechende Medienkompetenz. Zu diesen zwei Faktoren kommt darüber hinaus die Sprachbarriere dazu, die es Menschen mit Migrationshintergrund weiter erschwert, an der Gesellschaft teilzuhaben. Mobiltelefone lassen sich auf die jeweilige Sprache einstellen. 

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Unternehmenswebsites nicht nur auf Deutsch, sondern mehrsprachig verfügbar sind. So werden viel mehr Bürger und Bürgerinnen erreicht, die autonom ohne Übersetzer an der Gesellschaft teilhaben können. Auch die Websiteversion in leichter Sprache erlaubt es Bürgern und Bürgerinnen mit wenig Deutschkenntnissen, den Inhalt grob zu verstehen und Souveränität im Internet aufzubauen.

Ältere Menschen, die nicht in der digitalen Welt aufgewachsen sind, müssen sich ebenfalls den Umgang mit Medien aneignen oder beibringen lassen. Dies führt nicht nur zu einer Beteiligung an der Gesellschaft, sondern ist Teil eines selbstbestimmten Lebens. Senioren und Seniorinnen sind durch das Smartphone besser erreichbar und können sich mit Familienmitgliedern oder Gleichgesinnten austauschen. Dank Assistenzsystemen, Lebenshilfen und Smart-Home-Technologien können ältere Menschen länger zuhause wohnen und Souveränität aufbauen. Dabei können sie von Sturzerkennungen, Pflegerobotern und Brandschutzsystemen unterstützt werden.

Zu den digital fernen Menschen gehören auch viele sozial schwache Bürger und Bürgerinnen. Ihnen fehlt vor allem das Geld, um sich digitale Endgeräte zuzulegen. Ihr monatliches Einkommen reicht meist nur für das Nötigste und Zusatzleistungen wie Smartphones oder Laptops gehören nicht dazu. Auch in Wohneinrichtungen gibt es meist nur beschränkten Internetzugang. Öffentlich zugängliche und kostenfrei nutzbare Computer und freie WLAN-Hotspots können Abhilfe schaffen mit Blick auf die hohen Anschaffungskosten von Hard- und Software. Schulungen von Volkshochschulen oder anderen Projekten helfen ebenfalls.

Schuljunge beim digitale Unterricht

Digitale Teilhabe in Schulen 

Schulische Bildung ohne digitale Endgeräte ist heutzutage kaum vorstellbar. Das Recherchieren bestimmter Themen ist fester Bestandteil von Unterricht und Hausarbeiten. Auch Präsentationen halten, Bilder suchen oder Übersetzungen finden, gestaltet sich ohne das Internet schwierig. Während viele Schulen schon grundlegend mit Computern ausgestattet sind, fehlen diese Endgeräte in den privaten Haushalten sozial schwächerer Familien oder sind nicht in ausreichender Zahl für alle Kinder vorhanden. Doch gerade dort ist es für Recherchezwecke und die Hausaufgaben wichtig, ein internetfähiges Gerät zu besitzen. Auch viele Eltern ziehen das Internet zurate, wenn sie ihren Kleinsten bei Lernschwierigkeiten helfen wollen.

Vor allem in Zeiten der Corona-Pandemie mussten die Schüler und Schülerinnen auf digitale Plattformen ausweichen, weil der normale Präsenzunterricht unter diesen Umständen nicht möglich war. In den Haushalten, in denen es keinen Zugang zum Internet gibt oder nicht alle Kinder ein eigenes Gerät haben, gestaltet sich die Teilnahme am Unterricht für die Kinder schwierig. Auch ohne bestehende Lernschwierigkeiten haben die Kinder wenig Chancen, am Unterricht teilzunehmen. Aus diesem Grund gibt es viele Initiativen und Projekte, die sich für die Ausstattung von Computern und WLAN-Hotspots während der Pandemie einsetzen, um Bildung zu ermöglichen. 

Frau arbeitet aus dem Home Office

Digitale Teilhabe in der Arbeitswelt

Nicht nur unser Alltag wird immer digitaler. Auch unsere Arbeitswelt ist durch die Digitalisierung mehr denn je geprägt. In der Produktion übernehmen Roboter, künstliche Intelligenz immer mehr Aufgaben. Dabei sind Software und andere Anwendungen nicht für jeden sofort zugänglich. Grund dafür sind zum Beispiel unzureichende Erklärungen, zu kleine Arbeitsflächen oder unlesbare Texte. 

Doch gerade mit Blick auf die Corona-Pandemie wird die Arbeitswelt immer digitaler und für viele Berufe ist mobiles Arbeiten heute selbstverständlich. Diese Art zu arbeiten, erfordert neue Kompetenzen in Bezug auf die persönliche Arbeitsgestaltung und den Teamzusammenhalt, eröffnet aber auch mehr Menschen mit Beeinträchtigungen den Zugang in die Berufstätigkeit. Die technischen Voraussetzungen müssen zudem gegeben sein. Da ist es besonders wichtig, ein gewisses Know-how zu haben, um weiterarbeiten und Geld verdienen zu können. Deshalb ist es für Arbeitgebende wichtig, auch Menschen mit geringer Medienkompetenz, Beeinträchtigungen und Menschen aus sozial schwachen Milieus die Chance zu bieten, in ihrem Unternehmen arbeiten zu können. Dafür müssen unter anderem die technischen Voraussetzungen stimmen, um langfristig Erfolg zu haben. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf das Unternehmen, stellt auch völlig neue Anforderungen an die Gestaltung von Arbeitsverträgen und betriebliche Regelungen, damit die Entgrenzung von Arbeit und Privatem nicht zu einer unangemessenen Ausbeutung der Arbeitskräfte führt.

Ziele und Herausforderungen der digitalen Teilhabe

Obwohl die Digitalisierung schon so weit vorangeschritten ist, hat dennoch nicht die gesamte Bevölkerung die Chance, am öffentlichen digitalisierten Leben teilzunehmen, da sie keine Internetnutzenden sind. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Ein Risiko der digitalen Teilhabe ist die fehlende Medienkompetenz. Denn obwohl viele einen Zugang durch Computer oder Handy besitzen, wissen sie nicht, wie man diese Geräte bedient. Aus Unsicherheit und Angst wird die Hardware nur selten genutzt. Da die Digitalisierung immer schneller voranschreitet, gibt es immer wieder neue Hardware, Anwendungen und Fähigkeiten, die erlernt werden müssen. Somit schwindet die Digitalkompetenz immer weiter mit den Jahren. Um diese zu steigern, braucht man geschultes Personal, das die Bedienung der Geräte erklären kann. Doch auch diese Menschen müssen für das Beibringen der Digitalkompetenz bezahlt werden.

Eine weitere Herausforderung für die digitale Teilhabe neben den Fähigkeiten, die Geräte zu bedienen, sind die hohen Anschaffungs- und Aktualisierungskosten der Hardware. So können Menschen aus sozial schwächeren Milieus das Geld für einen Laptop oder ein Handy schwerer aufbringen, als die Bevölkerung eines besserverdienenden Milieus. Die Kluft zwischen der ärmeren und reicheren Bevölkerung erschwert die digitale Teilhabe. Auch Menschen mit Beeinträchtigungen, die eine andere oder zusätzliche Ausstattung brauchen, können sich diese oft nicht leisten.

Ein anderer Punkt, der die digitale Teilhabe beeinflusst, ist die Datenautonomie. Das heißt, dass Menschen bewusst nicht digital an der Gesellschaft teilnehmen wollen, da sie Angst um ihre Daten haben. Sie wollen keine Risiken eingehen, dass personenbezogene Daten freigegeben und weiterverarbeitet werden. Die Privatsphäre soll auf diese Weise geschützt werden.

Das Ziel der digitalen Teilhabe ist es, dass jeder Mensch die Chance hat, Zugang zu digitalen Angeboten zu bekommen. Durch verschiedene Hilfestellungen soll das der gesamten Bevölkerung ermöglicht werden. Jedoch muss es auch Aufklärung über Datenschutz in Form von Projekten geben, damit jeder bewusst bestimmen kann, welche Daten er oder sie preisgibt bei der Nutzung von digitalen Angeboten. Um weitere Medienkompetenzen zu erlernen, bieten viele Volkshochschulen diverse Internetkurse an.

Wissenswertes zum Thema digitale Teilhabe 

Was ist digitale Teilhabe?

Viele Arbeitsprozesse, aber auch gesellschaftliche Belange sind heutzutage digitalisiert. Grund dafür ist die Digitalisierung, durch die alltägliche Arbeiten wie Einkaufen oder Kommunizieren in die Onlinewelt verlagert wurden. Wo früher noch in den Baumarkt gegangen wurde, gibt es heute zahlreiche Lieferservices und Onlineshopping-Angebote. Auch viele Services und Formulare sind heute nur noch online verfügbar. Wer diese Online-Angebote nicht nutzt, dem fällt es schwer, an der Gesellschaft teilzuhaben und seine Meinung zu teilen. Diese sogenannte digitale Teilhabe geht mit der sozialen Teilhabe einher, da Menschen ohne digitale Endgeräte und Kompetenzen oft die Angebote einer Gesellschaft nicht nutzen können.

Was bedeutet digitale Inklusion?

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch aus verschiedenen Lebenswelten ein Teil der Gesellschaft ist und miteinbezogen wird. Dabei wird jeder Mensch einbezogen – unabhängig vom Aussehen, Beeinträchtigungen oder der Sprache. Verschiedene Menschen arbeiten, leben und wohnen zusammen ohne Ausgrenzung und Vorurteile. Inklusion bildet das Leitbild der Behindertenrechtskonvention und ist ein Grundrecht.

Die digitale Inklusion lässt sich als Inklusion in die digitale Welt definieren. Menschen mit Beeinträchtigungen, ältere Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund, sozial schwächere und Menschen mit einer niedrigen Medienkompetenz werden in die digitale Welt beziehungsweise in die digitalen Medien eingebunden. Dafür sorgen in verschiedenen Lebenswelten Hilfsmittel wie leichte Sprache oder Assistenzsoftware und Projekte von Initiativen.

Was sind die Herausforderungen von digitaler Teilhabe?

Die Herausforderungen von digitaler Teilhabe sind vielfältig. Damit die Bevölkerung an der Gesellschaft teilhaben und die Angebote nutzen kann, muss generell eine gewisse Digitalkompetenz vorhanden sein. Nur so kann man die Hard- und Software bedienen. Doch davor brauchen Internetnutzer einen Zugang zum Internet und die richtige Ausstattung. Dieser Punkt ist vor allem bei sozial schwachen Milieus wichtig, da dort das Geld für Smartphones und Laptops oft nicht reicht. Mit Blick auf die Menschen mit Beeinträchtigungen und Menschen mit Migrationshintergrund müssen Internetangebote zudem verschiedene Hilfen wie leichte Sprache oder verschiedene Sprachen anbieten, damit diese mit mehr Souveränität im Internet unterwegs sein können.

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