Oldenburg, 13. Mai 2025. Ein weiterer Meilenstein im Projekt „Clean Hydrogen Coastline“ ist erreicht: Der Energiedienstleister EWE hat die Verdichter-Technik für einen der größten Elektrolyseur Deutschlands in Emden an das Unternehmen NEUMAN & ESSER vergeben. Die Wasserstofferzeugungsanlage mit einer Leistung von 320 Megawatt soll ab 2027 grünen Wasserstoff im industriellen Maßstab produzieren. Die nun beauftragten drei Verdichter gehören zur essenziellen Peripherie der Anlage und gewährleisten eine effiziente Weiterverarbeitung des erzeugten Wasserstoffs.
„Mit der Beauftragung der Verdichter gehen wir einen weiteren konkreten Schritt in Richtung industrieller Wasserstoffproduktion. Unser Ziel ist es, Wasserstoff aus erneuerbaren Energien dort zu erzeugen, wo es systemdienlich und wirtschaftlich sinnvoll ist. Emden bietet mit der bestehenden Netzinfrastruktur und dem hohen Anteil abgeregelten Windstroms die idealen Voraussetzungen. Gemeinsam mit starken Partnern wie NEUMAN & ESSER treiben wir die Dekarbonisierung des Energiesystems voran“, betont Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender der EWE AG.
Mit dem Zuschlag an NEUMAN & ESSER setzt EWE auf erfahrene Industriekompetenz. „Wir freuen uns sehr über das Vertrauen von EWE und die Möglichkeit, an diesem zukunftsweisenden Projekt mitzuwirken. Die Entwicklung einer leistungsstarken Verdichter-Lösung für den Elektrolyseur in Emden zeigt, wie wichtig innovative Technik für den Erfolg der Wasserstoffwirtschaft ist. Gemeinsam gestalten wir die Energiezukunft aktiv mit“, sagt Jens Wulff, Geschäftsführer NEUMAN & ESSER Deutschland.
Elektrolyse Emden – Schlüsselprojekt der Wasserstoffstrategie
Die Wasserstofferzeugungsanlage in Emden ist das Herzstück des vierteiligen Großvorhaben „Clean Hydrogen Coastline“. Sie wird mit einer Leistung von 320 Megawatt die derzeit größte Anlage ihrer Art in Deutschland sein. Mit Clean Hydrogen Coastline bringt EWE Erzeugung, Speicherung, Transport und Nutzung von grünem Wasserstoff zusammen und leistet damit einen erheblichen Beitrag zum Aufbau einer Norddeutschen Wasserstoffwirtschaft. Für das Großprojekt im Rahmen des europäischen IPCEI-Programmes (Important Project of Common European Interest) hat EWE im Sommer 2024 die Förderbescheide erhalten. Derzeit ist EWE in der Detailplanung. Parallel wird das Gelände für die Bebauung vorbereitet. Mit den Tiefgründungen soll im kommenden Winter begonnen werden, anschließend werden die Gebäude errichtet und die Wasserstofferzeugungstechnik aufgebaut. Ab 2027 sollen die Anlagen grünen Wasserstoff im industriellen Maßstab produzieren.
Bereits im März 2025 hatte EWE den ersten Verdichter-Auftrag im Rahmen des Wasserstoffhochlaufs an NEUMAN & ESSER vergeben – für das Wasserstoff-Speicherprojekt in Huntorf (Wesermarsch). Die Vergabe eines weiteren Verdichters an das Familienunternehmen aus Nordrhein-Westfalen setzt diese Entwicklung nun konsequent fort.
Herausforderungen beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft
Trotz der technischen Fortschritte steht die Branche vor großen Herausforderungen: Die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingungen – insbesondere auf EU-Ebene – erschweren einen wirtschaftlichen Betrieb. So erhöhen die Anforderungen an die Stromherkunft den Preis von grünem Wasserstoff um bis zu 88 Prozent. Die Folge: Etwa 50 Prozent höhere Gestehungskosten pro Kilogramm Wasserstoff – ohne unmittelbaren ökologischen Mehrwert.
Stefan Dohler erklärt: „Wir könnten Wasserstoff deutlich günstiger produzieren, wenn wir flexibel auf günstige Grünstrom-Angebote am Spotmarkt reagieren dürften. Stattdessen zwingen uns aktuelle EU-Vorgaben zur zeitlichen und geografischen Korrelation mit einem spezifischen Windpark – das verteuert die Produktion erheblich und verhindert eine flexible, systemdienliche Fahrweise. Gerade in Regionen wie Emden mit jährlich rund 500.000 Megawattstunden abgeregeltem Windstrom ist das nicht nur ineffizient, sondern auch volkswirtschaftlich fragwürdig.“
Zukunftsfähige Infrastruktur für die Energiewende
Mit dem Projekt verfolgt EWE einen klaren strategischen Ansatz: Produktion, Speicherung, Transport und Nutzung von grünem Wasserstoff in einer Region zu bündeln, die über die dafür nötigen natürlichen und infrastrukturellen Voraussetzungen verfügt. „Der Nordwesten Deutschlands ist mit seinen Salzkavernen, seiner Windkraftstärke und der Wasserverfügbarkeit prädestiniert für eine Schlüsselrolle im Wasserstoffhochlauf“, so Stefan Dohler.
Der Einsatz grüner Gase wie Wasserstoff ist unerlässlich für ein klimaneutrales Energiesystem. Der Elektrolyseur in Emden wird nicht nur als Grundstofflieferant für Industrie und Verkehr dienen, sondern auch zur Stabilisierung des Strommarktes beitragen, Kosten für den Ausgleich von Engpässen im Stromnetz senken und die Integration erneuerbarer Energien verbessern.
Beitrag zur Energiewende und regionalen Entwicklung
Mit dem Projekt „Clean Hydrogen Coastline“ und der 320-Megawatt-Wasserstofferzeugungsanlage in Emden stärkt EWE die regionale Wirtschaft und sichert die Zukunftsfähigkeit der Energieversorgung. Gleichzeitig gestaltet der Energiedienstleister aktiv die Energiewende mit. „Für uns ist Wasserstoff einer der Kernbausteine der Energiewende. Er macht die fluktuierenden Erneuerbaren jederzeit verfügbar, denn Wasserstoff ist im großen Maßstab speicherbar.
Rahmenbedingungen jetzt entschlossen gestalten
Damit Projekte wie der Elektrolyseur in Emden ihre volle Wirkung entfalten können, braucht es jetzt politische Verlässlichkeit. „Unsere klare Erwartung an die neue Bundesregierung ist es, den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft mit einem langfristig stabilen Rahmen abzusichern – durch den zügigen Ausbau erneuerbarer Energien, wettbewerbsfähige Fördermechanismen und eine pragmatische Regulierung, die Investitionen erleichtert,“ betont Stefan Dohler. Besonders entscheidend sei, dass Deutschland sich in Brüssel für eine Anpassung der EU-Strombezugskriterien stark mache – denn die bisherigen Vorgaben schreiben vor, dass Elektrolyseure ihren Strom exakt zur gleichen Zeit und am gleichen Ort wie ein neuer Wind- oder Solarpark beziehen müssen, was die Produktion deutlich verteuert und unnötig einschränkt. „Nur so schaffen wir wirtschaftliche Anreize statt unnötiger Hürden – und ermöglichen, dass grüner Wasserstoff zum tragenden Pfeiler einer bezahlbaren und klimaneutralen Energiezukunft wird.“
Das vierteilige Projekt „Clean Hydrogen Coastline“ zum Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft im Nordwesten Deutschlands wird unterstützt und gefördert von: