Der Oldenburger Energie- und Telekommunikationsdienstleister EWE hat seine Investitionen in den klimafreundlichen Umbau der Energieversorgung im ersten Halbjahr 2025 auf hohem Niveau fortgesetzt: Insgesamt beliefen sich die Investitionen des mehrheitlich kommunalen Unternehmens auf 531,4 Mio. Euro (2024: 438,5 Mio. Euro), ein Plus von 21,2 Prozent. Die Mittel flossen schwerpunktmäßig in den Ausbau der Stromnetze, die Glasfaserinfrastruktur, den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft sowie in Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien. „Auch in einem herausfordernden Marktumfeld halten wir konsequent an unserem Investitionskurs fest. Mit über einer halben Milliarde Euro im ersten Halbjahr 2025 treiben wir den Umbau der Energieversorgung in Richtung Klimaneutralität mit Nachdruck voran und schaffen so die Voraussetzungen dafür, dass die Energiewende in Nordwestdeutschland und darüber hinaus gelingt“, betonte Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler. „Wir investieren konsequent in Netze, erneuerbare Energien, Ladeinfrastruktur und den Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffwirtschaft – und damit in die Zukunftsfähigkeit von Wirtschaft, Kommunen und Gesellschaft in unserer Region und in Deutschland insgesamt. Unser Anspruch bleibt, Wachstum, Klimaschutz und finanzielle Stabilität in Einklang zu bringen. Dass uns das gelingt, belegt der kontinuierlich starke Investitionskurs – getragen von einer soliden Bilanz und verantwortungsbewusstem Risikomanagement. So schaffen wir die Grundlage, um die Transformation des Energiesystems verlässlich und langfristig erfolgreich zu gestalten.“
Dr. Frank Reiners: „Unsere Halbjahreszahlen sind solide“
Finanzvorstand Dr. Frank Reiners unterstrich den Fokus auf Wachstum und Stabilität: „Unsere Halbjahreszahlen sind solide, da die unter den Erwartungen liegenden Winderträge durch die gute Performance anderer Geschäftsfelder zum Teil kompensiert werden können. Entscheidend ist für uns jedoch, dass wir gleichzeitig unseren Wachstumskurs fortsetzen konnten. Mit über 530 Millionen Euro sind mehr Investitionen als in früheren Perioden in die Modernisierung unserer Netze, den Ausbau der Glasfaserinfrastruktur, in erneuerbare Erzeugungskapazitäten und in den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft geflossen. Damit setzen wir auch in finanziell anspruchsvolleren Zeiten auf Zukunft und Versorgungssicherheit – und schaffen nachhaltige Werte.“ Der Konzernumsatz lag mit 4.121,5 Mio. Euro um 8,3 Prozent unter dem Wert des Vorjahres (4.495,1 Mio. Euro). „Ausschlaggebend hierfür waren vor allem die bereits erwähnten schwächeren Winderträge, eine weitere Normalisierung der Energiepreise sowie die Veräußerung der Geschäftsaktivitäten in Polen im Dezember 2024“, erläuterte Reiners. Die für die aktuelle Wachstumsphase des Unternehmens relevante Kennzahl – das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (oEBITDA) sank auf 633,3 Mio. Euro (678,0 Mio. Euro). Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (oEBIT), in Zeiten erhöhter Investitionen stärker von Abschreibungen belastet, reduzierte sich im ersten Halbjahr auf 329,5 Mio. Euro (380,6 Mio. Euro). Hier waren zusätzlich auch veränderte Marktbedingungen und Sondereffekte prägend. Das Konzernperiodenergebnis verringerte sich im Vorjahresvergleich aufgrund der stichtagsbezogenen Bewertung von Finanzterminkontrakten (Derivate), die rein bilanziell und nicht kassenwirksam sind, von 549,6 Mio. Euro auf 37,5 Mio. Euro.
Klimaschutz und Wachstum brauchen Verlässlichkeit
EWE sieht die Energiewende als gesamtgesellschaftliche Verpflichtung, die langfristige Stabilität erfordert. „Klimaschutz duldet keinen Aufschub – die Kosten des Nicht-Handelns sind ungleich höher als die Investitionen von heute“, erklärte Dohler. „Entscheidend ist, dass die Bundespolitik mit verlässlichen Rahmenbedingungen dafür sorgt, dass die Nachfrage nach den für das Erreichen der Klimaschutzziele richtigen Produkten und Dienstleistungen – wie Wärmepumpen, Photovoltaik oder Ladeinfrastruktur – nicht erneut einbricht.“ Auch wenn fossile Energieträger noch einige Jahre benötigt würden, sei ein Zurück ins fossile Zeitalter oder ein Verschleppen notwendiger Transformationsschritte keine Option. „Das gebietet nicht nur die Verantwortung für kommende Generationen, sondern auch die wirtschaftspolitische und unternehmerische Vernunft“, mahnte Dohler. Es sei richtig, die Energiekosten für die Wirtschaft und private Haushalte im Blick zu behalten. „Klimaschutz deswegen zu vertagen ist aber die falsche Lösung. Klüger ist es, Deutschlands Innovationskraft für eine kostenminimierende Umsetzung der Ziele zu nutzen, kluge Regulierung zur Systemkostenoptimierung, statt einer Spartenregulierung auszuprägen und Instrumente zu etablieren, mit denen die Kosten der Transformation auf einen längeren Zeitraum verteilt werden können und die heutige Generation nicht überfordern.“
Wasserstoff als Schlussstein der Energiewende
Ein besonderer Fokus von EWE liegt auf dem Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffwirtschaft in Norddeutschland. Die verschiedenen Projekte hat das Unternehmen unter dem Titel „Clean Hydrogen Coastline“ zusammengefasst – darunter der Bau eines Elektrolyseurs im industriellen Maßstab in Emden. Nach Fertigstellung im Jahr 2027 soll dieser jährlich bis zu 30.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren und ist damit eine der größten Produktionsanlagen Europas. „Grüner Wasserstoff ist der Schlussstein der Energiewende“, erklärte Dohler. „Er ermöglicht Langzeitspeicherung, ersetzt fossile Moleküle in der Industrie und schafft emissionsfreie Mobilität, beispielsweise im Schwerlastverkehr. Damit gibt er allen anderen Bausteinen des künftigen Energiesystems die nötige Stabilität und Verbindung. Niedersachsen bietet ideale Standortbedingungen, um diesen Wasserstoff günstig zu produzieren.“ Zugleich mahnte der EWE-Chef Nachbesserungen auf europäischer Ebene an: „Die aktuellen Strombezugskriterien der EU für die Produktion von grünem Wasserstoff sind nicht mehr zeitgemäß. Eine Modernisierung ist dringend notwendig, um die Kosten für die Herstellung um bis zu 50 Prozent zu senken und so die Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstoffwirtschaft in Europa sicherzustellen.“
Ausblick
Witterungsbedingt liegen die Winderträge im ersten Halbjahr 2025 unter dem Niveau des Vorjahres, wodurch das Ergebnis derzeit außerhalb der ursprünglich prognostizierten Bandbreite liegt. Bei einer deutlichen Verbesserung der meteorologischen Rahmenbedingungen kann die Jahresprognose 2025 weiterhin erreicht werden.
Zentrale Kennzahlen
in Mio. EUR samt Vorjahresvergleich (H1 2024) und prozentualer Veränderung
Investitionen 531,4 (438,5) +21,2 Prozent
Umsatz 4.121,5 (4.495,1) -8,3 Prozent
OEBITDA 633,3 (678,0) -6,6 Prozent
OEBIT 329,5 (380,6) -13,4 Prozent
Periodenergebnis 37,5 (549,6) -93,2 Prozent
Blick in die Segmente
in Mio. EUR samt Vorjahresvergleich (H1 2024) und prozentualer Veränderung
Erneuerbare Energien
Umsatz 145,8 (H1 2024: 173,4) -15,9 Prozent; operatives EBIT 11,3 (29,6) -61,8 Prozent
Infrastruktur
Umsatz 661,4 (523,4) +26,4 Prozent; operatives EBIT 208,6 (210,4) -0,9 Prozent
Markt
Umsatz 2.413,2 (2.789,8) -13,5 Prozent; operatives EBIT 81,7 (62,3) +31,1 Prozent
swb
Umsatz 798,3 (838,6) -4,8 Prozent; operatives EBIT 62,8 (107,9) -41,8 Prozent
Sonstiges
Umsatz 102,0 (169,1) -39,7 Prozent; operatives EBIT 0,9 (10,5) -85,5 Prozent