Der brandenburgische Standort Rüdersdorf rückt in den Fokus der europäischen Energiepolitik: Europaabgeordneter Christian Ehler hat heute den geplanten Wasserstoffspeicher von EWE in Rüdersdorf besucht. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern von EWE sowie der Tochtergesellschaften EWE GASSPEICHER und EWE HYDROGEN informierte er sich über den Stand der Planungen, die Rolle des Speichers im künftigen Wasserstoffsystem und die Bedeutung des Projekts für die Region. Der Besuch unterstreicht die wachsende strategische Relevanz Rüdersdorfs für die Versorgung eines urban-industriellen Ballungsraums rund um Berlin und Ostbrandenburg.
Hintergrund des Termins ist eine aktuelle Entscheidung auf europäischer Ebene: Die EU-Kommission hat das Wasserstoffspeichervorhaben Rüdersdorf zusammen mit zwei weiteren EWE-Speicherprojekten in Huntorf und Jemgum in die Liste der „Projects of Common Interest“ (PCI) aufgenommen. Dieser Status würdigt die energiewirtschaftliche Bedeutung der Standorte für Versorgungssicherheit, Netzstabilität und industrielle Transformation. Zugleich eröffnet er Vorteile wie beschleunigte Genehmigungs- und Planungsverfahren, eine engere europäische Koordination sowie mögliche Förderoptionen über die Connecting Europe Facility (CEF). Eine Investitionsentscheidung ist damit jedoch noch nicht verbunden.
Christian Ehler sagte bei seinem Besuch: „Rüdersdorf ist durchaus einer der Gründe für unser großes Interesse an Wasserstoff. Wir haben bisher schon so viel für den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur getan, jetzt können wir das Ganze nicht einfach fallen lassen. Ein wichtiger nächster Schritt wird nun sein, effektives Derisking zu betreiben."
„Rüdersdorf hat das Potenzial, zu einem zentralen Baustein der Wasserstoffversorgung in und um Berlin zu werden“, brachte es Dr. Oliver Ruch, Beauftragter Brandenburg der EWE AG, beim Vor-Ort-Termin auf den Punkt. Wasserstoffspeicher seien nötig, um die künftig stärker schwankende Erzeugung aus erneuerbaren Energien auszugleichen: In Zeiten hoher Produktion könne Wasserstoff in Kavernen eingelagert und bei geringer Erzeugung bedarfsgerecht an Industrie und weitere Abnehmer abgegeben werden. „So lassen sich Lastspitzen glätten und kontinuierliche Lieferprofile absichern – ein entscheidender Faktor insbesondere für energieintensive Betriebe“, erläuterte Ruch.
EWE knüpft in Rüdersdorf an bereits geleistete Pionierarbeit an: Mit dem Forschungs- und Demonstrationsprojekt HyCAVmobil wurde die sichere und effiziente Speicherung von Wasserstoff in der Region unter realen Bedingungen erprobt. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse fließen nun in die Planung großtechnischer Speicherkapazitäten ein und verschaffen dem Standort einen wichtigen Wissensvorsprung. Der geplante Speicher ist Teil des EWE-Programms „Clean Hydrogen Coastline“, das Erzeugung, Speicherung und Transport von grünem Wasserstoff systemisch zusammendenkt. Dazu gehören unter anderem der Aufbau leistungsstarker Elektrolysekapazitäten, die Umrüstung bestehender Kavernen zu Wasserstoffspeichern sowie die Anbindung an das deutsche Wasserstoff-Kernnetz. Ziel ist es, Wasserstoff als verlässlichen Energieträger für Industrie, Verkehr und kommunale Anwendungen verfügbar zu machen – auch überregional zwischen Nordwestdeutschland und der Hauptstadtregion.
Beim Austausch mit MdEP Ehler machte EWE zugleich deutlich, dass der Hochlauf der Speicherwirtschaft von klaren politischen Rahmenbedingungen abhängt. Insbesondere praxistaugliche Regeln für die Erzeugung von grünem Wasserstoff, wettbewerbsfähige Strompreise sowie ein verlässlicher Förder- und Finanzierungsrahmen für Speicher seien notwendig, damit Investitionen wirtschaftlich möglich werden. „Ohne solche Leitplanken drohen Speicher – trotz ihrer Schlüsselrolle – als Schlussstein der Energiewende auszufallen“, mahnte Ruch.